Review: Icon Poet (Gebrüder Frei)

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Inhalt

Das Buch „Icon Poet“ (welches kürzlich im „Verlag Hermann Schmidt“ erschienen ist) von den Brüdern Andreas, Lukas und Ueli Frei hat es im wahrsten Sinne des Wortes in sich. Wie dem inhaftierten Panzerknacker die Feile im Kuchen, offenbart sich dem Leser, nach Aufschlagen des Buches, ein mit 36 Würfeln und einer Eieruhr gefülltes Plastikkästchen. Hintergrund: „Icon Poet“ ist nicht nur ein Buch, sondern auch ein gewitztes Kreativspiel. Laut Untertitel enthält das Buch „Alle Geschichten dieser Welt“ was zuerst etwas hochgestochen daher kommt, letztendlich dann aber doch nachvollziehbar ist. So haben die Gerüder Grimm Frei mögliche Inhalte einer Story auf insgesamt 192 (ohne die Sonderwürfel) Icons herunter gebrochen und somit tatsächlich die inhaltlichen Bausteine einer so ziemlich jeden Story geliefert.

Die Icons rufen im Kontext zueinander unterschiedliche Assoziationsketten hervor und bieten so ein schier unendliches erzählerisches Potential. So ist die „Schere“ beispielsweise nicht wortwörtlich zu nehmen, sondern kann im Buchbeispiel auch „Durchschnitt“, „Schnitt“ oder auch Redewendungen wie „Schert mich einen Dreck“ entsprechen. Der Leser soll sich nun eine bestimmte Anzahl zufälliger Würfel zur Hand nehmen, würfeln und in 180 Sekunden (Sanduhr) frei drauf los interpretieren. Somit entstehen nicht nur immer neue Icon-Zusammenstellungen, sondern auch Geschichten, von denen dann im Spiel mit anderen die spannenste gewinnt. Das Buch selbst liefert dafür nicht nur Regeln, sondern veranschaulicht diese auch anhand von 14 beispielhaften Szenarien. Der Rest der ausgestanzen Seiten bleibt nicht nur für die Würfel, sondern auch für die eigenen Ideen leer. Eine wirklich nette gestalterische Idee, wenn auch weniger nachhaltig.

Ich hab mich mal schnell selbst gewürfelt und liefere hier mal als kleinen Einblick eine der vielen möglichen Vorlagen (versucht euch doch gleich mal daran :D):

Fazit

Das enthaltene Spiel liefert sicherlich nicht nur eine Menge Spaß, sondern auch die Möglichkeit besagte Methodik auf den kreativen Schaffensprozess im beruflichen Alltag zu übertragen. Bisher werden hier bereits ähnliche Methoden angewandt, um Ideen sprudeln zu lassen. Ein Beispiel ist etwa der Ideenfächer „Ideenrausch“ von Anja Ebertz (werde ich hier demnächst auch noch vorstellen) oder die morphologische Matrix mit dessen Hilfe eine Fragestellung unter völlig neuen, unbefangenen Gesichtspunkten betrachtet werden soll, um schließlich neue Ideen zu entwickeln.

Wer bereits unter Druck kreativ sein musste, weiß, wie nervenaufreibend dieser Schaffensprozess sein kann. Ich persönlich sehe in „Icon Poet“ nun eine wunderbare Möglichkeit sich diesen zu erleichtern. Bei der hier ausgelösten kreativen „Annäherung“ an eine Idee, die über die Assoziation zu einem visuellen Symbol, im Prinzip über Semiotik, funktioniert, ist man viel ungehemmter, als wenn man durch ein bestimmtes Wort oder eine Fragestellung bereits eine grobe Richtung vorgegeben bekommt. Sicherlich muss man sich hier nicht an die im Buch gezeigten Beispiele halten, sondern kann sich immer wieder eigene „Regeln“ setzen, nicht nur um eigene Geschichten zu entwickeln.

Was mich etwas nervt, ist, dass man die Würfelbox nicht aus dem Buch herausnehmen kann. Das ist sicherlich dem gestalterischen Konzept geschuldet aber doch etwas unpraktisch.

Ich kann das Buch nur jedem kreativ Tätigen ans Herz legen, auch wenn der Preis von 68 Euro sicherlich ein wenig bitter aufstößt. In diesem Fall muss ich aber sagen der Preis ist im Hinblick auf die Leistung durchaus gerechtfertigt. Ich wünsche allen viele tolle neue Ideen!

Hier noch einige Impressionen:

Nachtrag: Hier findet sich nun auch ein kleines Video, welches einige Einblicke liefert.